Fellow project: "Ukrainische religiöse Kultur und Literatur des 17. bis 18. Jahrhunderts"
Das 17. Jahrhundert ist in zweierlei Hinsicht für die ukrainische Gesellschaft bedeutsam: einerseits ist es eine Zeit andauernder kriegerischer Auseinandersetzungen, andererseits bedeutete es für die Ukraine einen kulturellen Aufschwung und den Beginn eines modernen Nationalbewusstseins. Die kirchliche Elite jener Zeit erzeugte eine sehr reiche Literatur in verschiedenen Sprachen und Gattungen, die zwar fast ausschließlich dem geistlichen Themenbereich zugehört, aber dennoch einen großen Einfluß auf die ukrainische Gesellschaft ausübte. So trugen die Drucke des Kyjiver Höhlenklosters mit der Entdeckung und Glorifizierung der Geschichte der Kyjiver Rus' zweifellos zur Stärkung des ukrainischen Selbstbewusstseins bei. Zahlreiche Werke der Epoche sind jedoch bislang nicht oder nur unter bestimmten, meist ideologisch motivierten Aspekten erforscht. Im Projekt sollen mehrere Texte der religiösen, orthodoxen Literatur erschlossen werden – darunter das Trebnik von Petro Mohyla und das Mir s Bogom čeloveku des in Königsberg geborenen Innokentij Gizel' – die eine erste rationalisierende, mithin westlich-orientierte Systematisierung der theologischen, ethischen und gesellschaftlichen Begriffe erzeugten.