Fellow project: "Bedeutung und Interpretation: Zur Ontologie des literarischen Werks"
Die zwei zentralen Fragen dieses Projekts lauten: 1. Was ist ganz allgemein, von einem ontologischen Standpunkt betrachtet, die Bedeutung eines literarischen Werkes? Mit anderen Worten, was für eine Art von Gegenständen sind eigentlich Bedeutungen? Ist die Bedeutung etwas, das erst “im Kopf” einer Leserin entsteht, nur dort existiert und folglich auch nur dieser konkreten Leserin zugänglich ist? Oder sind Bedeutungen gewissermaßen öffentlich, grundsätzlich für jeden zugänglich? 2. Was konstituiert die Bedeutung eines gegebenen Werks und was macht Aussagen über die Bedeutung eines bestimmten literarischen Werks wahr? – Basis der Untersuchung sind zwei Hypothesen bezüglich des ontologischen Status von Bedeutungen: 1. Es gibt Bedeutungen, in einem starken, ontologisch verpflichtenden Sinn. 2. Bedeutungen sind Typen von Bedeutungserlebnissen, also abstrakte Gegenstände, die in konkreten psychischen Vorkommnissen realisiert sein können (aber in ihrer Existenz nicht davon abhängen, realisiert zu sein). Man kann das Element der Bedeutung als eines von drei Elementen bzw. “Schichten” des literarischen Werks auffassen, neben dem Element der lautlichen bzw. visuellen Gestalt der Sprachzeichen und dem Element der “entworfenen Welt”. Unter anderem sollen folgende Fragen untersucht werden: Welche Beziehung besteht zwischen (objektiven) Bedeutungen und (subjektiven) Bedeutungserlebnissen? Was macht es aus, dass ein Text die Bedeutung hat, die er hat? Welche Rolle spielen sprachliche Konventionen, die Absichten der Autoren, die Erwartungen und das Hintergrundwissen der Leser, die Bedingungen der Entstehung und der Rezeption des Textes?