Fundamentalistische Weltanschauungen gehören heutzutage zu den größten Herausforderungen der westlichen Gesell­schaften, nicht zuletzt deshalb, weil sie der Nährboden für Terrorismus sein können. Der Terrorismus provoziert wiederum Reaktionen und Gegenmaßnahmen, die ihrerseits die Werte und Institutionen einer freiheitlichen Demokratie und des Rechtsstaates schädigen können. Es wäre aber theoretisch voreilig und praktisch gefährlich, wenn man fundamentalistische Weltanschauungen nur auf politische Leidenschaften, ideologische Verblendung und Irrationalität zurückführen wollte. In dem Forschungsprojekt soll eine andere Sichtweise entwickelt werden. Die Grundidee besteht darin, die Entstehung und Verbreitung fundamentalistischer Überzeugungen als einen Prozess zu erklären, der in vielen Fällen als individuell rationale Anpassung an extreme Lebensbedingungen und als Folge einer defi­zienten „epistemischen Umwelt“ verstanden werden kann. Unter solchen Bedingungen sind dem Einzelnen die Möglichkeiten zu einer alternativen und differenzierten Weltsicht systematisch versperrt. Aus dieser Sichtweise ergeben sich auch neue Schlussfol­gerungen über die Erfolgsbedingungen praktischer Strategien im Umgang mit Anhängern fundamentalistischer Überzeugungen.

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