Fellow project: "Evolution von Streptococcus pneumoniae"
Das Bakterium Streptococcus pneumoniae gilt als Paradigma für die rasante Evolution von Antibiotikaresistenzen während der letzten Jahrzehnte in human-pathogenen Bakterien weltweit. In dem speziellen Fall der Penicilinresistenz wird diese in S. pneumoniae vor allem durch Modifikation der Penicillin-bindenden Proteine (PBP) vermittelt, den Targetenzymen für diese Antibiotika. In klinischen Isolaten sind modifizierte PBP das Resultat von horizontalem Gentransfer (HGT), wobei genetisch nahe verwandte Streptokokken eine wesentliche Rolle in dieser genetischen Kommunikation spielen. Alle diese Spezies sind natürlicherweise kompetent für genetische Transformation. Das bedeutet: sie können DNA aufnehmen und über homologe Rekombination in ihr Genom integrieren.
In meinem Projekt stehen Aspekte der Evolution dieser Spezies einerseits als antibiotikumresistenter Organismus, andererseits als humanpathogenes Bakterium im Vordergrund. Über vergleichende genomische Analysen kann die Variabilität einer Spezies auf der genetischen Ebene beschrieben werden. Ein überschaubarer Zeitraum wird durch die Entstehung der Penicillinresistenz in den letzten Jahrzehnten überdeckt. Die Evolution von S. pneumoniae als humanspezifisches Bakterium erfordert dagegen den Vergleich mit nahe verwandten Streptokokken, die aus Primaten isoliert wurden, und umfaßt Jahrmillionen in der Evolutionsgeschichte. In Kooperation mit den Abteilungen Mikrobiologie und Genetik der Universität Greifswald werden neue Resistenzmechanismen molekulargenetisch untersucht. Neben fachspezifischen Publikationen und Übersichtsartikeln möchte ich ein allgemeinverständliches Büchlein konzipieren, in dem wesentliche Aspekte der Biologie von pathogenen Bakterien aufbereitet werden.