Professor Dr. Markus Saur
Alfried Krupp Senior Fellow
(April - September 2018)
- Born 1974 in Eschwege
- Study of Theology in Erlangen, Montpellier und Kiel; Conferral of Doctorate in Erlangen (2003), Habilitation in Basel (2007)
- 2009-2017 Professor for History of Theology- und Literature of the Old Testament at the Universitäty of Kiel, since 2017 Professor for Exegesis und Theology of the Old Testaments at the Universitäty of Bonn
Fellow project: „Gelassenheit. Studien zur Anthropologie des Koheletbuches“
Die Frage nach dem Menschen und den Bildern, die er von sich entwirft, lässt sich bis in die Kulturen des Alten Orients zurückverfolgen. Das Alte Testament bzw. die Hebräische Bibel stellt diese Frage mehrfach explizit und kommt dabei zu unterschiedlichen Antworten: Zwischen dem Menschen, der wenig niedriger als Gott sei (Psalm 8,5f.), und dem Menschen, der dem Windhauch gleiche (Psalm 144,3f.), liegt eine weite Spanne. Vor diesem Hintergrund möchte ich in meinen Greifswalder Studien zum hebräischen Koheletbuch (in der Lutherbibel das Buch des Predigers Salomo) das Menschenbild dieses Textes genauer erschließen und in die Kulturgeschichte des antiken Judentums einordnen. Auf der Grundlage einer Analyse des gesamten Textes soll die in der Forschung nach wie vor vertretene Deutung Kohelets als eines Skeptikers, Pessimisten oder Nihilisten problematisiert werden. Wer wie Kohelet davon ausgeht, dass alles nichtig und flüchtig sei (Kohelet 1,2), zugleich aber dazu auffordert, das Leben trotz dieses Wissens um seine Vergänglichkeit und Grenzen zu genießen (Kohelet 3,12f.22), bezieht mit dieser doppelten Perspektive eine Position, die das Leben als lebenswert versteht. Angesichts anderer Stimmen innerhalb des Alten Testaments bzw. der Hebräischen Bibel möchte ich zeigen, dass Kohelet mit dieser Positionierung eine Tugend erkennen lässt, die sein Denken bestimmt: Gelassenheit. Eine Anthropologie des Koheletbuches – das Ziel des Greifswalder Fellow-Projektes – soll diese Aspekte entfalten und zusammenführen.