Nur wenige Gestalten in der Menschheitsgeschichte haben so anhaltend auf ihre Um- und Nachwelt gewirkt wie Jesus von Nazareth. Im Vergleich zu den meisten anderen Personen der Antike ist über Jesus frühzeitig viel überliefert worden (s. Evangelienschreibung). Doch aus den frühchristlichen Prosaerzählungen lassen sich nur wenige historisch valide Kerndaten erheben, die von nicht-christlichen Quellen gestützt würden. Die historische Erforschung des Lebens und Wirkens Jesu – von Albert Schweitzer als „größte Tat der deutschen Theologie“ bezeichnet – setzte als Projekt der Aufklärung mit H.S. Reimarus im 18. Jh. ein und führte bei Schweitzer 1906 zu der Erkenntnis, dass sich die historische Jesus-Gestalt nicht einfangen lasse. Damit schien jedes historische Projekt vorerst gescheitert. Erst seit Mitte des 20. Jhs. wurde die historische Jesus-Forschung (in Deutschland und weltweit) wieder aufgenommen. Im Anschluss an den sog. Third Quest und den Jesus Research hat die Jesus-Forschung inzwischen enorme Fortschritte bei der Rekonstruktion des Lebens und Wirkens Jesu gemacht und hat dabei vermehrt auch materialgeschichtliche Einsichten aus der Galiläa-Archäologie einbezogen. Nicht nur das Leben Jesu, sondern auch sein religions- und sozialgeschichtliches Umfeld konnten so zusätzlich ausgeleuchtet werden. Undeutlich bleibt aber die historische Person mit ihrem Selbstanspruch. Mein Forschungsprojekt zielt darauf, eine historische Biographie zu erarbeiten, die auf die Person Jesu als eine entscheidende Gestalt des Judentums in der frühkaiserzeitlichen Welt fokussiert. Die Theoriekonzepte postmoderner Biographik eröffnen den Raum für eine Darstellung, die historisch orientiert ist und zugleich ihr Erkenntnisinteresse auf die Person Jesu als religiöser Führungsgestalt im Land Israel richtet.

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