Schreibweisen der Gegenwart: Zeitwahrnehmung und Zeitreflexion nach der Digitalisierung

Workshop

In den vergangenen 10 bis 15 Jahren sind im Zuge der Etablierung von Web 2.0, mobilem Internet und Sozialen Medien wiederholt Veränderungen in der Auffassung von Zeit konstatiert worden. Wenn dabei ‚Gegenwart‘ als dominante Zeitform und als dominantes Thema erscheint, werden diese Veränderungen häufig kausal mit dem Prozess der Digitalisierung in Verbindung gebracht. Aus verschiedenen Blickwinkeln fokussieren literarische, zeitdiagnostisch-essayistische wie auch wissenschaftliche Texte auf die Wahrnehmung von Gegenwart und die Frage nach einem – möglicherweise neu zu fassenden – Begriff von Gegenwart. In Konzepten wie „breite Gegenwart“ (Gumbrecht), „present shock“ (Rushkoff), „absolute Gegenwart“ (Quent) oder „Gesellschaft der Gegenwarten“ (Nassehi) werden Überschneidungen wie Differenzen dieser Texte augenfällig, die im Rahmen der jeweiligen Fokussierung häufig gar nicht wahrgenommen, zumindest nicht reflektiert werden. 
Literarisch und literaturwissenschaftlich, geschichtswissenschaftlich, philosophisch, soziologisch, medienwissenschaftlich oder popkultur-theoretisch orientierte Ansätze finden so zwar in der Diagnose einer Verschiebung von Zeitwahrnehmung und Zeitreflexion ein gemeinsames Thema, meist jedoch ohne sich aufeinander zu beziehen. 
Im Rahmen des Workshops sollen deshalb Auffassungen und Konzepte von Gegenwart (sowie assoziierte Begriffe wie ‚Echtzeit‘, ‚Präsenz‘, ‚Gegenwärtigkeit‘, ‚Beschleunigung‘, ‚Entnetzung‘) aus der Perspektive verschiedener Disziplinen und Diskurse zusammengeführt werden, um zu diskutieren, inwiefern im Zuge der Digitalisierung ein verändertes Verständnis von Gegenwart emergiert – oder zumindest behauptet wird. 

Mit Beiträgen von Elisa Aseva (Berlin), Achim Landwehr (Düsseldorf), Nina Noeske (Weimar), Urs Stäheli (Hamburg)

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Elias Kreuzmair / Professor Dr. Eckhard Schumacher
Arbeitsbereich Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie
Institut für Deutsche Philologie, Rubenowstr. 3, 17487 Greifswald

Anmeldung: elias.kreuzmairuni-greifswaldde

Programm:

10.00 – 10.45 Uhr      Eckhard Schumacher (Greifswald)
Gegenwartsvergegenwärtigung. Zeitwahrnehmung und Zeitreflexion nach der Digitalisierung

10.45 – 11.45 Uhr      Achim Landwehr (Düsseldorf)
Geschichtliche Gegenwarten – Gegenwärtige Geschichten

11.45 – 12.00 Uhr      Pause

12.00 – 13.00 Uhr      Nina Noeske (Weimar)
Anachronismen musikalischer Gegenwart, oder: Musikhistoriographische Zeithorizonte

13.00 – 14.30 Uhr      Mittagspause

14.30 – 15.30 Uhr      Urs Stäheli (Hamburg)
Buffering. Zur Kritik der Echtzeit

15.30 – 16:30 Uhr      Elias Kreuzmair (Greifswald)
Futur II. Variationen einer Zeitform

16.30 – 17.00 Uhr      Kaffeepause

17.00 – 18:30 Uhr      Öffentliche Lesung: Über Stunden
Elisa Aseva (Berlin)

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