Die Forschung der Geschichte der Psychiatrie nach 1945 hat sich auf die Psychiatriereformen konzentriert, welche das Bild von der Psychiatrie als Institution veränderten. Das Bild, das die Öffentlichkeit von der Psychiatrie hat, und die Frage, wie diese öffentliche Wahrnehmung von Psychiatrie das Bild von der Psychiatrie prägt, ist bisher noch unzureichend untersucht. Das Subjekt in der Eigen- und Fremdwahrnehmung zu analysieren,  das heißt die Ausführenden und Empfangenden einerseits und die Wahrnehmungen der Öffentlichkeit andererseits als einen wesentlichen Teil der Geschichte der Psychiatrie nach 1945 einzubeziehen, ist als Lücke der Forschung zu sehen. Gerade die Psychiatrie, in deren Mittelpunkt Abweichungen einer gesellschaftlich ‚normierten‘ Seele stehen, ist von individuellen Erfahrungen bestimmt, und insofern bietet es sich hier an, der anthropologischen Dimension von Psychiatrie stärker gerecht zu werden.  Für die konkrete historische Analyse sollen die historischen Quellenbestände berücksichtigt werden, die für die Greifswalder Psychiatrie (diese sind seit den 1840er Jahren erhalten) überliefert sind, nicht zuletzt ist dabei auch ein komparatistischer Blick auf die beiden Diktaturen (Nationalsozialismus und DDR) lohnenswert.

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