Professor Dr. Hans J. Markowitsch
Alfried Krupp Senior Fellow
(Oktober 2009 - September 2010)
- Geboren 1949 in Singen
- Studium der Psychologie und Neurobiologie an der Universität Konstanz
- Professor für Physiologische Psychologie an der Universität Bielefeld
Fellow-Projekt: "Das Selbst"
‚Ich‘ zu sagen gehört für die allermeisten Menschen zu den größten Selbstverständlichkeiten und geht einher mit einer zumindest vermeintlich recht klaren Vorstellung über sich selbst. Auf der anderen Seite kennen Belletristik (z. B. Oscar Wildes Bildnis des Dorian Gray) wie der Volksmund zahlreiche Beispiele für ein sich wandelndes, ein unstetes Selbst, ganz zu schweigen von religiösen Vorstellungen, wie der des eine unwandelbare Identität verneinenden Buddhismus. Auf wissenschaftlicher Ebene verwies der Psychologe William James schon vor gut 100 Jahren auf die Spaltung in ‚I‘ und ‚Me‘ und die Psychiatrie verwendete nicht nur Termini wie Spaltungsirresein, sondern benutzte und benutzt auch Begriffe wie ‚multiple Persönlichkeit‘ und ‚dissoziative Identitätszustände‘. Die gegenwärtige Philosophie diskutiert das Selbst in Büchern wie „Willensfreiheit und Determinismus“ (Gottfried Seebaß) und „Being No One“ (Thomas Metzinger). Aus ontogenetischer Perspektive entsteht das Selbst im sozialen Kontext und verändert sich über die Lebensspanne in Abhängigkeit von unzähligen Determinanten, die teils in der Umwelt, teils im Gehirn zu suchen sind. Diese in Buchform zu fassen, ist Ziel meines Forschungsaufenthalts.