Dr. Jörg Schuster
Alfried Krupp Junior Fellow
(Oktober 2011 - September 2012)
- Geboren 1969
- Studium der Fächer Neuere deutsche Literatur, Allgemeine Rhetorik und Philosophie an den Universitäten Tübingen und Gießen
- Habilitand an der Philipps-Universität Marburg
Fellow-Projekt: "Studien zu einer Kulturpoetik der deutschen Literatur 1930-1960"
Zeichnet sich die literarische Moderne bis in die 1920er-Jahre durch die rasche Abfolge von Strömungen wie Symbolismus, Expressionismus, Dadaismus und Neue Sachlichkeit aus, so werden in der Literaturgeschichtsschreibung für die Folgezeit politisch-zeitgeschichtliche Kategorien übernommen. Auch wenn die Frage nach einer vermeintlichen ‚Stunde Null‘ längst obsolet geworden ist, findet noch immer eine scharfe Abgrenzung zwischen der Zeitspanne 1933-1945 und der ‚Literatur nach 1945‘ statt. Was die Jahre 1933 bis 1945 betrifft, wird meist eine ebenso strenge Einteilung in ‚NS-Literatur‘, sogenannte ‚Innere Emigration‘ und ‚Exilliteratur‘ vorgenommen. Diese herkömmlichen literaturgeschichtlichen Differenzierungen sind zunächst völlig einleuchtend, da die Auswirkungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auf das gesamte literarisch-intellektuelle Feld fundamental sind. Allerdings werden durch die traditionelle Kategorisierung Aspekte wie literaturpolitische Institutionen oder Autorenbiographien so sehr in den Vordergrund gerückt, dass die Beschäftigung mit den literarischen Verfahren der Texte darüber häufig zu kurz kommt. Eine Kulturpoetik der deutschen Literatur 1930-1960, die, insbesondere mit Blick auf die zentrale zeitspezifische Strömung des ‚Magischen Realismus‘, nach Indizien für literaturgeschichtliche Kontinuitäten sucht, hat demgegenüber nach der Kookkurrenz textueller Phänomene innerhalb dieses Zeitraums zu fragen. Dabei geht es nicht um die Konstruktion einer neuen Makroeepoche, sondern um die genaue Analyse von Textverfahren und intertextuellen Beziehungen innerhalb des literarischen Felds ebenso wie im Hinblick auf außerliterarische Kontexte.