Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Frage, wie sich Narrative um die Figur des Flüchtlings in deutschsprachigen literarischen Texten seit dem ersten Weltkrieg herausbilden. Das Projekt untersucht zentrale Elemente fiktionalen Erzählens, um zu erforschen, wie die behandelten Texte verschiedene Flüchtlingsgeschichten darstellen.
Dabei werden die Les- und Erzählbarkeit der Flüchtlingsfiguren als sich gegenseitig bestimmende Probleme behandelt, die sowohl für fiktionale als auch nicht-fiktionale Flüchtlingsgeschichten typisch sind. Mit besonderer Rücksicht auf Kernelemente des fiktionalen Erzählens und in Abgrenzung zu nichtfiktionalen Texten soll die Spezifik der Flüchtlingsnarrative in der deutschsprachigen Literatur bestimmt werden. Denn das Erzählen von Flüchtlingsgeschichten stützt sich auf Figurationsakte, mit Hilfe derer sowohl die Vertreibung aus normativen sozialen bzw. politischen Rahmen, die Flucht über geopolitische Grenzen hinweg als auch die Integration in Gastländer imaginiert werden können. Literarische Texte bieten ein einzigartiges Forum, um bestehende topologische oder topographische Aufteilungen der politischen Welt zu reflektieren. Darüber hinaus lässt die literarische Erzählkunst als Praxis des Entwurfs aber auch neue semantische Zuschreibungen entstehen, durch die Flüchtlinge eine andere Signifikanz erhalten. Ziel meiner Studie ist es, anhand eines definierten Korpus literarischer Flüchtlingsgeschichten diverse Paradigmen des Grenzübertritts in der deutschsprachigen Flüchtlingsliteratur zu identifizieren.
 

-> Zum aktuellen Fellow-Jahrgang

-> Weitere Fellows finden