Ziel des Projektes ist es, die Wirkungen der Reformation auf dem Gebiet der Bildtheologie und der Bildproduktion der zweiten Hälfte des 16. und des 17. Jahrhunderts im Ostseeraum zu erkunden. Zwar gehören nach reformatorischer Definition die Bilder (wie die gottesdienstliche Musik) zu den Adiaphora, mithin zu den Mitteldingen, die weder geboten noch verboten sind. Klar ist aber auch, daß damit die tatsächliche fundamentalhermeneutische Relevanz der Bilder im Kontext der von Wittenberg ausgehenden Reformation und im nachreformatorischen Luthertum nicht hinreichend erfaßt ist. Vielmehr bildet die Konzentration auf die Heilige Schrift in der theologischen Wissenschaftstheorie des barocken Luthertums die Grundlage für die pluriform-multimediale Promulgation des offenbarten Wortes, die sich der Intermedialität nicht nur bedient, sondern diese von ihrem hermeneutischen Ansatz her notwendigerweise erfordert.

Zu erkunden sind:
1. die auf Bildsprachlichkeit ausgerichteten literarischen, insbesondere homiletischen und meditativen Strategien in der lutherisch-geistlichen Literaturproduktion des 16. und 17. Jahrhunderts sowie die Intermedialität von Wort und Bild in Emblembüchern, Erbauungsschriften, Bibeldrucken und ihren Kupferstichausstattungen.
2. die vielfältigen medialen Konkretionen dieser Bildtheologie in den frühneuzeitlichen Bildausstattungen von Kirchen im Ostseeraum. In die Forschungen einbezogen werden frühneuzeitliche Altäre, Kanzeln, Orgelprospekte, Taufen, Epitaphien, Historien- und Andachtsgemälde, Fresken, emblematische Motive bis hin zur Vasa sacra.
 

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