Dr. Helmut Hühn
Alfried Krupp Senior Fellow
(Oktober 2016 - März 2017)
- Geboren 1961 in Bad Hersfeld
- Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Marburg und Berlin
- Leitet Schillers Gartenhaus, die Goethe-Gedenkstätte und ‒ gemeinsam mit Reinhard Wegner ‒ die Forschungsstelle Europäische Romantik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fellow-Projekt: "Untersuchungen zur Konfliktgeschichte der kulturellen Moderne"
Im Verlauf der Moderne werden die Bewegungen der Romantik auch zum Gegenstand radikaler Kritik. Diese zielt in immer neuen Anläufen besonders auf die romantische Form der Subjektivität und deren Verhältnis zur Wirklichkeit. Die durchgängige Sequenz von aufeinander aufbauenden Romantik-Kritiken von Hegels Differenz-Schrift (1801) und seiner Phänomenologie des Geistes (1807) bis zu Carl Schmitts Politische Romantik (21925) und zu Georg Lukács᾿ Die Zerstörung der Vernunft (1954) führt vor Augen, dass die Auseinandersetzung mit der Romantik zur kulturellen Selbstverständigung einer Moderne gehört, die, vereinfacht gesagt, in sich widersprüchlich ist und nicht ohne „Ambivalenzspannungen“ (Sigmund Freud) problemlösend und -erzeugend voranschreitet. Die Moderne selbst kann als dieses dynamische Spannungsgefüge einander widersprechender Impulse, Wertsetzungen und Praktiken betrachtet werden, in dem Grundkonflikte immer wieder neu verhandelt werden müssen.
Das Projekt rekonstruiert ‒ anhand der Folge radikaler Romantik-Kritiken ‒ die strittigen Gehalte, um die historisch jeweils gerungen wird, die Formen, in der die Grundkonflikte ausgetragen werden und die Verschiebungen der Konfliktkonstellationen in den geschichtlichen Prozessen. Dabei analysiert es zugleich das Potenzial und den Erkenntniswert dieser Konflikte mit Blick auf unsere eigene Gegenwart.