Professorin Dr. Gudrun Heidemann

Senior-Fellow, Oktober 2024 bis September 2025
Uniwersytet Łódzki

  • Professorin für Literaturwissenschaft am Institut für Germanistik der Universität Łódź
  • Forschung und Lehre u.a. als Stipendiatin der DFG, des DAAD, des Landes NRW sowie als Mitarbeiterin bzw. (Gast)Professorin an den Universitäten Bielefeld, Bochum, Tübingen, Konstanz, Wrocław und Bamberg
  • Studium der Literaturwissenschaft, Slavistik und Philosophie an der Universität Bielefeld; ebenda Promotion über das ‚russische Berlin‘ der 1920er Jahre, Habilitation an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit der Studie "Sehsüchte. Fotografische Rekurse in Literatur und Film"

Fellow-Projekt: "Zeugen im Comic, Comic als Zeuge. Gezeichnete Geschichte(n)"

Wie können Zeitzeugnisse ausgerecht im als Fiktionsmedium geltenden Comic bewahrt werden? Von dieser Frage ausgehend widmet sich mein Projekt testimonialen Strategien in Comics über regimegeprägte (Familien-)Geschichten. Kombiniert werden narratologische Vorgehensweisen mit Fragen nach dem grafisch-materiellen Zeugnispotential. Hierbei wird die handwerkliche Prägung von Comics als Folgeerscheinung der literarischen Digitalisierung aufgefasst, deren Techniken ebenso aufgegriffen wie unterwandert werden. Im Kontrast hierzu steht das fotografisch wie filmisch geprägte Bildgedächtnis von Kriegsenkel:innen, die in Distanz zu den Ereignissen, oft aber in emotionaler Nähe zur schwindenden Erlebnisgeneration stehen. Deren Opfer- oder Täter:innen-Erbe erweist die ‚gezeichneten Geschichte(n)‘ als mehrfach verstandene Belastung, was gerade die transgenerationale und -nationale Vergegenwärtigung samt Paratexten wie Interviews oder Zeitungsberichte hervorbringt. Die Nachgeneration tendiert zu einem Zeugen im Comic, das eine Dynamik ‚aufzeichnet‘, die auf ge- und erfundene Lücken im (Familien)Gedächtnis zurückgeht. Ziel ist es darzulegen, inwiefern der Comic als Zeugnis von seiner simultanen Multiperspektivität und Vielstimmigkeit profitiert, in der sich Generationen und Nationen in ihren Geschichtsbildern und -narrativen überschneiden.