(Ärztliche) Suizidhilfe in Deutschland: Worum geht es in der aktuellen biopolitischen Debatte?

Im Frühjahr 2020 hat das Bundesverfassungsgericht eine lang erwartete Entscheidung zur normativ hochumstrittenen Suizidhilfe getroffen. Inhaltlich ein Paukenschlag, hat dieses Urteil sowohl den freiverantwortlichen Suizid selbst (ohne Einschränkung auf bestimmte Krankheitskonstellationen) als auch die Inanspruchnahme entsprechender Hilfsangebote für grundrechtlich geschützt erklärt. Die ethische Debatte ist damit aber nicht etwa zur Ruhe gekommen und der Gesetzgeber hat Regulierungsfragen auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben.
Der Vortrag skizziert den rechtspolitischen Hintergrund, vor dem sich aktuell noch immer höchst strittige Fragen stellen. Fragen wie: Ist Suizidhilfe vereinbar mit dem ärztlichen Ethos? Ist Lebensmüdigkeit ein legitimes Suizidmotiv? Darf Suizidhilfe zur ‚Normalität‘ werden und was genau hieße das? Ist gute Palliativmedizin nicht die humanere Alternative? Eine kritische Analyse der jeweiligen Argumentationslinien aus unverhohlen liberaler Sicht soll hier Antworten liefern, die am Ende mit dem Publikum zu diskutieren sein werden.

Bettina Schöne-Seifert ist approbierte und promovierte Humanmedizinerin mit einer Habilitation in der Philosophie. Seit 2003 hat sie den Lehrstuhl für Medizinethik an der Universität Münster inne. Sie war von 2001 bis 2010 Mitglied des Nationalen bzw. Deutschen Ethikrats und von 2008 bis 2013 Fellow der Max-Planck-Gesellschaft. Seit 2008 ist sie Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und seit 2010 Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina sowie Fellow des Hastings Centers. Von 2010 bis 2018 leitete sie gemeinsam mit Kollegen die Münsteraner Kollegforschergruppe „Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“. 2020 wurde ihr der Bielefelder Wissenschaftspreis zuerkannt.     
Ihr Hauptarbeitsgebiet ist die Medizinethik mit derzeitigen Arbeitsschwerpunkten etwa zu Fragen der theoretischen Grundlagen von Bioethik, der Sterbehilfe, des Genom-Editierens und der Patientenautonomie sowie zu ethischen und wissenschaftstheoretischen Fragen zum Umgang mit Alternativmedizin, nicht zuletzt im Rahmen des 2016 von ihr initiierten Münsteraner Kreises.

Moderation: Professorin Dr. Ulla Bonas


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