Angewandte Wissenschaften in der Antike

„Das gab es schon im Altertum!“ In der Tat gibt es viele Belege für Erfindungen in der Antike, während Zeugnisse für Angewandte Wissenschaften selten zu sein scheinen. Daraus hat man lange gefolgert, dass eine allgemeine Verachtung von Handarbeit, eine bewusste Verweigerung durch die Herrscher und die verbreitete Sklaverei Innovationen verhindert hätten. Die Antike ließ sich damit als glanzvolle Zeit von „zweckfreier Wissenschaft“ verstehen, die das „finstere Mittelalter” dann wieder vergaß, bevor sie in der Renaissance neu entdeckt, zur innovativen Anwendung gebracht und damit Grundlage für die Moderne werden konnte. Der Vortrag will demgegenüber anhand neu edierter Schriftzeugnisse zeigen, in welchen Bereichen und mit welchen Zielen in der Antike ein Wissenstransfer nachweisbar ist. Mit der Hörerschaft möchte der Vortragende darüber ins Gespräch kommen, welche Bedeutung in der antiken Gesellschaft Angewandte Wissenschaften gehabt haben können.

Kai Brodersen studierte Alte Geschichte, Klassische Philologie und evangelische Theologie in Erlangen, Oxford und München. In München promovierte und habilitierte er sich, danach wurde er ordentlicher Professor für Alte Geschichte an der Universität Mannheim und seit 2008 für Antike Kultur an der Universität Erfurt. Er war an den Universitäten Newcastle upon Tyne, St. Andrews, Royal Holloway University of London, Oxford, University of Western Australia und Sibiu als Gastprofessor tätig. Kai Brodersen ist ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Im akademischen Jahr 2019/20 ist er Senior-Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Moderation: Privatdozent Dr. Andreas Hofeneder


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