Am 12. November 1918, mitten in den Wirren der Revolution, als mehr als deutlich geworden war, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte, als der deutsche Kaiser schon in den Niederlanden im Exil war und das Amt des Reichskanzlers an den Sozialdemokraten Friedrich Ebert übertragen worden war, führte der Rat der Volksbeauftragten das Frauenwahlrecht ein. Kann aus dieser kurzen Episode geschlossen werden, dass den deutschen Frauen das Frauenstimmrecht quasi in den Schoss gefallen ist? War es der Revolution und vor allem dem Rat der Volksbeauftragten zu verdanken, dass dieses politische Mitbestimmungsrecht eingeführt wurde?
In ihrem Vortrag zur Geschichte des Kampfes um das Frauenstimm- und Wahlrecht in Deutschland rollt die Historikerin Kerstin Wolff vom Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel den langen Kampf der deutschen Frauen um dieses Recht auf. Sie zeigt auf, dass die ersten Stimmen, die ein politisches Wahlrecht für Frauen forderten, in der Französischen Revolution laut wurden und dass diese Rufe, auch wenn sie sich lange nicht durchsetzen konnten, im gesamten 19. Jahrhundert nicht mehr zur Ruhe kamen.
Kerstin Wolff studierte Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Kassel. Zwischen 1995 und 1998 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Konfession, Religiosität und politisches Handeln von Frauen am Ende des 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“, gefördert von der VW-Stiftung. 2002 promovierte sie mit einer Arbeit zum Einfluss bürgerlicher Frauen auf die Kommunalpolitik des Kaiserreiches, im folgenden Jahr wurde diese Arbeit mit dem Elisabeth-Selbert-Preis des Landes Hessen ausgezeichnet. Seit 2000 ist sie die Herausgeberin der Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechterforschung.
Moderation: Dr. Jenny Linek