Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus haben bemerkenswert viele und verschiedenartige Fensterbilder geschaffen. Mit diesen Darstellungen von Fenster verbinden sich mindestens zwei Angebote: der Durchblick durch das Fenster hindurch auf das, was dahinter liegt, aber auch die Ansicht des Fensters selbst. Die Vielfalt der Darstellungsformen, die Friedrich und Carus für dieses Motiv entwickelt haben, lässt vermuten, dass sie die An- und Ausblicke von Fenstern genutzt haben, um über Analogien zwischen Fenstern und Bildern nachzudenken. Wenn bei ihnen Fenster auf neue, auffällige Weise in den Blick kommen, so dürfte damit auch etwas über ihr Verständnis von Bildern gesagt sein.
Professor Dr. Johannes Grave ist Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2012 bis 2019 war er Professor für Historische Bildwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Bielefeld, zuvor stellvertretender Direktor am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris. Im Zentrum seiner Forschung stehen Bildtheoretische Fragen und historische Bildkonzepte, Temporalität des Bildes und der Bildrezeption, Praktiken des Vergleichens, Kunst, Kunsttheorie und Kunstgeschichte um 1800, Italienische Malerei der Frührenaissance und die Französische Malerei des 17. bis 19. Jahrhunderts. Johannes Grave war im Wintersemester 2014/15 Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald. 2020 erhielt er den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Moderation: Professor Dr. Thomas Klinger (Greifswald)