Das Exil im Rücken, die Nachkriegsgesellschaft im Visier. Zu einigen zentralen Bedingungen der deutschen Musikkultur nach 1945

Wie kaum eine andere Kunst wurde die Musik in der Zeit nach 1945 zur zentralen Prüfungsinstanz für die Beantwortung der Frage, ob und wie die Kultur den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus überlebt habe. Sie fungierte innen- wie außenpolitisch gleichsam als „unbelastetes“ Komplement zur Literatur als einem vor allem durch die politischen Remigranten früh explizit politisierten Feld. Bereits Friedrich Meineckes Konzept der Goethe-Gesellschaften („Goethe lesen, Bach hören“) hatte Musik und Literatur zusammengespannt und als „Kunst“ vergangenheitspolitisch funktionalisiert. Der Blick auf die Bedeutung der Rückkehr von Personen, Werken und Ideen aus dem Exil als Positionierungen in dieser kulturellen und vergangenheitspolitischen Konstellation eröffnet eine neue Perspektive auf die Bedingungen unserer Vorstellungen von Kunst und die Spezifika unserer (Musik)Kultur.

Dörte Schmidt ist Professorin für Musikwissenschaft an der Universität der Künste Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u. a. in der Musikgeschichte des 20./21. Jahrhundert, der Kulturgeschichte der Musik und dem Musiktheater. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dort Sprecherin des Zentrums Preußen-Berlin und leitet die von dieser und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz getragene Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe. Im akademischen Jahr 2020/21 ist Dörte Schmidt Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Moderation: Dr. Christian Suhm


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