Freud setzt in Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten das Komische mit dem Naiven in Beziehung: „Die Gattung des Komischen, welche dem Witze am nächsten steht, ist das Naive,“ schreibt er. Bedingung dieser Komik aber ist, „daß uns bekannt sei, er besitze diese Hemmung nicht, sonst heißen wir ihn nicht naiv, sondern frech, lachen nicht über ihn, sondern sind über ihn entrüstet.“ Naivität erweist sich als ein schmaler Grat, der Status des Lachens (der anderen) erweist sich damit als prekär. Was Freud über die Naivität schreibt, ist der ihr verwandten Unschuld immer schon eingeschrieben, trägt sie doch in der Negation die Schuld schon in sich oder, um es abstrakter zu formulieren, ist ein Begriff von Schuld der Unschuld immer schon vorausgesetzt.
Mein Vortrag will sich dieser prekären Figuration über zwei Wege nähern: Einerseits mit Freuds und Sarah Kofmans Überlegungen zum Witz bzw. zum lachenden Dritten und andererseits mit Kurt Hoff manns fi lmischer Komödie Das Wirtshaus im Spessart.
Annette Keck ist Professorin für Gender Studies, Kulturtheorie und neuere deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aktuell arbeitet sie an einem Projekt zu Figurationen der Unschuld im deutschen Unterhaltungsfi lm der 1950er Jahre und bereitet zusammen mit Manuela Günter die Publikation eines Aufsatzbands Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Gender Studies vor, der im Herbst dieses Jahres bei Kadmos erscheinen wird.
Moderation: Rebecca Herda B. A.