Der biblische Diskurs spricht von dem einzigen und ewigen Gott, und stellt die Frage nach dessen Ursprüngen nicht. Jedoch hat die Hebräische Bibel Texte integriert, die durchaus eine Wandlung des Gottesbildes erkennen lassen.
Die Frage der Herkunft des Gottes Jahwe wird in der Forschung sehr kontrovers diskutiert. Unbestreitbar jedoch ist, dass mehrere biblische Texte von einer Begegnung zwischen Jahwe und seinem Volk in der Wüste sprechen. Damit stellt sich die Frage in welchem Zusammenhang diese Wüstentexte mit der Exodustradition stehen. Dieser Frage soll literarisch aber auch religionsgeschichtlich nachgegangen werden. Dabei wird sich ergeben, dass die biblischen Tradenten „Gedächntisspuren“ (Jan Assmann) aufgenommen haben, aber mit diesen recht frei umgegangen sind.
Thomas Christian Römer ist Professor und Lehrstuhlinhaber am Collège de France und zur Zeit dessen Leiter; er ist emeritierter Professor der Universität Lausanne. Er wurde mit einem Doktorat h. c. der Universität Tel Aviv und der Katholischen Universität von Lyon ausgezeichnet.
Seine aktuellen Forschungsarbeiten befassen sich mit der Entstehung des Pentateuchs, dem sozialen und historischen Umfeld der Hebräischen Bibeln sowie mit dem Verhältnis zwischen literarischen und archäologischen Ansätzen.
Seine Hauptveröffentlichungen sind: Israels Väter (Fribourg – Göttingen 1990), The So-Called Deuteronomistic History (London – New York 2005) und L’invention de Dieu (Paris 2014; deutsch: Die Erfindung Gottes, Darmstadt 2018).
Moderation: Professor Dr. Stefan Beyerle