Eduard Suess: Der größte Geologe, der je gelebt hat, war auch ein Humanist ersten Ranges

Eduard Suess ist der Begründer dessen, was man moderne Geologie nennen kann. Er war der erste, der die ganze Geologie des Erdballs von einem einheitlichen Gesichtspunkt auf der Basis der damals vorhandenen Erfahrungen untersuchte und dabei viele unserer modernen Begriffe vorwegnahm. Er war, was sein genialer Landsmann Karl Raimund Popper später einen ‘kritischen Rationalisten’ nannte. Er formulierte gewagte Hypothesen und testete sie ganz streng mit den ihm zugänglichen Beobachtungen weltweit. Viele seiner eigenen Hypothesen verwarf er, um an ihre Stelle bessere zu setzen. Der Forscher Suess war auch ein hervorragender Hochschullehrer, der aus seinen Studenten selbständige Forscher hervorbrachte und dabei eine ‘Gigantenschule’ in Wien schuf. Als Politiker stellte er sein Wissen in den Dienst seiner Mitmenschen und verbesserte ihre gesundheitlichen Zustände in Wien, aber er lehnte alle Staatsauszeichnungen ab, einschließlich des Angebots, ihn in den Adelsstand zu erheben.  Dieser vielbeschäftigte Mann war auch ein vorbildlicher Vater und Ehemann.

Celâl Şengör ist Professor für Geologie an der Technischen Universität Istanbul und beschäftigt sich vor allem mit der Geologie Asiens. Sein Forschungsthema ist die Rekonstruktion der Plattenbewegungen vom Paläozoikum bis heute. Seine Publikationen, z. T. in Zusammenarbeit mit anderen „alpinen“ Geologen, decken fast den ganzen Raum zwischen den Suturen von Südwest-China über Tibet bis nach Iran und in die Türkei ab.

Moderation: Professor Dr. Martin Meschede


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