Die gedruckte Zeitung war, als sie im frühen 17. Jahrhundert entstand, mehr als nur ein Appendix der Bücherwelt. Sie war ein neues Medium, dessen Eigenlogik durch die Koppelung von Aktualität und Periodizität bestimmt war. Durch ihre Ereignisnähe wie durch zunehmend dichter getaktete Erscheinungsweise war sie an der Herausbildung des modernen Gegenwartsbewusstseins entscheidend beteiligt. Derzeit löst sich die Zeitung von ihrem klassischen Trägermedium, dem Papier. Der Vortrag erörtert die Konsequenzen dieser Ablösung für die klassische Definition der Zeitung als Medium, das in sich Aktualität, Periodizität, Universalität und Publizität vereint.
Lothar Müller, geboren 1954 in Dortmund, wurde mit einer Arbeit über Karl Philipp Moritz promoviert. Er ist Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung mit Sitz in Berlin und Honorarprofessor für Neuere Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2008 erhielt er den Johann-Heinrich-Merck-Preis für Essayistik und literarische Kritik der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2012 erschien die Monographie „Weiße Magie. Die Epoche des Papiers“ im Carl Hanser Verlag.
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher
Faits divers. Die Zeitung als Organ der Gegenwart
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