Überbleibsel aus der Vergangenheit in mittelalterlichen Büchern können Hinweise auf den Alltag der Menschen bieten, die sie vor Jahrhunderten zur Hand nahmen. Die damaligen Leserinnen und Leser fertigten Einbände, schrieben Texte, vermerkten ihre Namen oder erwähnten Familienmitglieder in Kalendern. Schnell notierte medizinische Rezepte gerieten ebenso zwischen Buchdeckeln in Vergessenheit wie gepresste Pflanzen oder Heiligenbilder. Sie wurden als Andenken und religiöse Objekte von Pilgerfahrten mitgebracht. Heute bieten diese Fundstücke Anhaltspunkte für die Nachforschung. Wer waren diese Menschen und was interessierte sie? So betrachtet, können Bücher Medien sein, die zu Zeitreisen in Gedanken einladen.
Britta-Juliane Kruse studierte Ältere und Neuere deutsche Literatur, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Bonn und Berlin. Sie ist Privatdozentin an der Freien Universität Berlin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, aktuell mit dem Forschungsprojekt: ‚Ornament und Instrument. Funktionsgeschichte der Universitätsbibliothek Helmstedt.‘ 2016 erschien ihr neues Buch: ‚Stiftsbibliotheken und Kirchenschätze. Materielle Kultur in den Augustiner-Chorfrauenstiften Steterburg und Heiningen‘. Als Senior Fellow des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs forscht sie im akademischen Jahr 2016/2017 über die 1611 von Sophia Hedwig von Pommern Wolgast (1561-1631) an ihrem Witwensitz Loitz gegründete Kirchenbibliothek.
Moderation: Jan Meßerschmidt