Gespensterarbeit und Gegenwartsfiktion

„Unheimliche Geschichten“ lautet die Gattungsbezeichnung von Kathrin Rögglas jüngstem Erzählungsband Nachtsendung, angekündigt werden: „Die Gespenster unserer Gegenwart“. In ihren Romanen, Erzählungen und Theaterstücken wie in ihren Essays hat Kathrin Röggla immer wieder die Figur des Gespensts aufgerufen und fragt mit ihr nach Möglichkeiten, die gegenwärtige Lage zu beschreiben: Wie lassen sich Risse, Brüche und Krisen erzählen? Wie verändert die permanente Rede von der Krise unsere Wahrnehmung der Gegenwart? Wie reagiert man als Schriftstellerin, wenn in Politik, Risikomanagement und Weltmarkt längst das Fiktive das Reale überwuchert? Unter dem Titel „Gespensterarbeit und Gegenwartsfiktion“ liest Kathrin Röggla aus ihren Essays und Prosatexten, die in Gesprächen in weitere Zusammenhänge verwickelt werden: Erweist sich der Katastrophenfilm bei näherem Hinsehen als Skript für die gegenwärtige Arbeitswelt? Wie schlagen sich die Organisationsstrukturen von Arbeit in den Geschichten von Filmen, Romanen und Comics nieder? Welche Handlungsspielräume ergeben sich für die Subjekte, die in diese Narrative eingesponnen sind? Wie verändern sie die Wahrnehmung von Zeit, von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Welche Möglichkeiten ergeben sich für das Schreiben, für eine Gegenwartsliteratur, die die Realität der Gegenwart immer auch schon als Fiktion – oder als Gespenst – begreift und dokumentiert.

Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, lebt in Berlin. Sie arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Italo-Svevo-Preis, den Arthur-Schnitzler-Preis und den Franz-Hessel-Preis. Seit 2015 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Vizepräsidentin der Akademie der Künste in Berlin.

Einführung: Professor Dr. Eckhard Schumacher
Gespräche: Dr. habil. Heide Volkening und Elias Kreuzmair M.A.


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