In der Debatte um die Willensfreiheit werden häufig neurowissenschaftliche Experimente diskutiert, die zeigen, dass der Ausgang freier Entscheidungen aus Hirnsignalen vorhergesagt werden kann, noch bevor die Person subjektiv den Eindruck hat, sich entschieden zu haben. Daraus wird häufig geschlossen, dass der Ausgang einer Entscheidung bereits determiniert ist, noch bevor eine Person glaubt, sich zu entscheiden. Je nach Definition sehen einige Forscher damit die Willensfreiheit in Frage gestellt oder nicht. Die meisten Naturwissenschaftler fassen Freiheit als „anders können“ auf und sehen deshalb mit einem Beleg für die Determiniertheit (der Entscheidung aus neuronalen Prozessen) die Willensfreiheit in Frage gestellt. Andere, vor allem viele analytische Philosophen, verstehen Freiheit als kompatibel mit Determinismus. In diesem Beitrag werden einige Missverständnisse ausgeräumt, basierend auf einer Reihe empirischer Studien
in unserer Arbeitsgruppe.
John-Dylan Haynes studierte Psychologie und Philosophie an der Universität Bremen und wurde dort 2003 am Institut für Biologie promoviert. Nach Forschungsaufenthalten in Magdeburg, Plymouth und London wurde er 2005 Leiter einer Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Seit 2006 ist er Professor für Theorie und Analyse weiträumiger Hirnsignale am renommierten Bernstein Center for Computational Neuroscience und am Berlin Center for Advanced Neuroimaging (BCAN) der Charité und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Begrüßung: Kora Uellendahl
Moderation: Melina Hubel M. A.
Hat die Hirnforschung wirklich den Freien Willen widerlegt?
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