Noch heute beschäftigt das islamische Recht die Frage, ob der „Dschihad“, also der Krieg aus religiösen Gründen, der „Heilige Krieg“, zu den sog. fünf „Säulen“ des Islams (nämlich: Gebet, Fasten im Ramadan, Wallfahrt nach Mekka, Almosengeben und Glaubenszeugnis) gehört oder nicht. Radikalisierte islamistische Gruppen betonen die Bedeutung des „Dschihad“ - also kriegerischer Aktivitäten für den Islam. Denn für die rasche Ausbreitung des Islams vom Indus im Osten bis nach Spanien im Westen waren ohne Zweifel kriegerische Eroberungszüge veranwortlich. Demgegenüber muss aber betont werden, dass vor allem in Südostasien und den Küstenregionen Afrikas vor allem der Handel von sehr großer Bedeutung für die Ausbreitung des Islams gewesen ist. Dennoch versteht sich der Islam nicht als „missionierende“ Religion. Gegenwärtig erleben wir allerdings in mehr als einer Hinsicht einen Umbruch, vor allem in den unterschiedlichen Ländern Europas, in denen sich der Islam auf sehr unterschiedliche Weise etabliert.
Hartmut Bobzin war bis zu seinem Ruhestand Professor für Islamwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zu seinen Hauptarbeitsgebieten zählen die Koranforschung und die Rezeptionsgeschichte des Islams in Europa. Er war im Studienjahr 2007/2008 Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg.
Begrüßung & Moderation: Professor Dr. Bärbel Friedrich