Jak ein Traum. Mehrsprachigkeit in der tschechischen Literatur der Gegenwart

Věra Linhartová beschrieb 1977 im Pariser Exil Polyglottismus als eine „Persönlichkeitsmultiplikation“ – und verglich ihn kokettierend mit einer schizoiden Wahrnehmungsveränderung. Gemeint ist die Auflösung verlässlicher Beziehungen zwischen Signifikant und Signifikat, also Zeichen und Bezeichnetem. Der verdoppelten Sprache wächst eine neue Bild- und Bannkraft zu, die dem „normalen“ Ein-Sprachler durchaus fremd im Sinne von schizoid erscheinen kann, ver-rückt. Dieser These soll anhand von Beispielen aus der tschechischen Lyrik des 20. Jahrhunderts nachgegangen werden, darunter die Autoren Ivan Blatný, Eugen Brikcius und Radek Fridrich.

Alfrun Kliems ist seit 2012 Professorin für Westslawische Literaturen und Kulturen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach ihrem Studium der Russistik und Bohemistik in Berlin und Prag war sie als Fachkoordinatorin für Literaturwissenschaft am Leipziger GWZO Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas tätig. Sie befasst sich mit Poetiken der Migration, Underground-Kulturen im östlichen Europa sowie Figurationen der Romantik im polnischen, tschechischen und slowakischen Comic.

Moderation: Professor Dr. Andreas Ohme


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