Kontextualisierung – die Kennzeichnung von Interpretationsrahmen in der sprachlichen Interaktion – ist traditionell an das Medium der Stimme und des Körpers gebunden und stellt in der historisch jungen Situation der textbasierten Interaktion eine Herausforderung dar. Dieser Vortrag geht der Frage nach, wie Kontextualisierung funktioniert, wenn Menschen mittels vernetzter Geräte miteinander interagieren. Im Mittelpunkt steht das Zusammenspiel zwischen vier Parametern: (a) Orientierung an vertrauten Praktiken der kopräsenten Interaktion; (b) Ersetzung von körpergebundenen durch graphische und bildliche Kontextualisierungsmittel (Phonographie, Interpunktion, Bildzeichen); (c) Rückgriff auf mediale Affordanzen und Zeichenrepertoires (z. B. Emojis, Abwechslung zwischen Sprechen und Schreiben); (d) Manipulation der responsiven Zeit. An Beispielen wird gezeigt, wie vernetzte Kommunikationspartner:innen einander zeigen, wie sie zum Gesagten und zueinander stehen.
Jannis Androutsopoulos ist Professor für Linguistik des Deutschen und Medienlinguistik an der Universität Hamburg. Von 2016-2021 hat er eine Forschungsprofessur am Exzellenzzentrum MultiLing an der Universität Oslo inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medien- und Soziolinguistik sowie Mehrsprachigkeitsforschung.
Moderation: Professorin Dr. Konstanze Marx