Seit den 50iger Jahren des letzten Jahrtausends ist die Weltproduktion an Kunststoffen massiv angestiegen. Damit einhergehend nahm die Menge an Plastikmüll in den Ökosystemen kontinuierlich zu. Das Plastikmaterial ist biologisch inert, kaum einer Mineralisation unterworfen und fragmentiert in der Umwelt, sodass Plastikpartikel kontinuierlich kleiner und häufiger werden (Mikroplastik, Nanoplastik). Eine Folge der zunehmenden Belastung der Umwelt mit Mikroplastik ist, dass Partikel auch in die Nahrungsnetze (bis hin zum Menschen) gelangen können mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen auf Individuen oder sogar auch auf Gemeinschaften. Eine Evaluierung der biologischen Risiken von Mikroplastik-Partikeln in der Umwelt erfordert ein besseres Verständnis ihrer Aufnahme und Akkumulation (bzw. Elimination). Hier ist es von entscheidender Bedeutung zu wissen, wie stark und an welcher trophischen Stufe Mikroplastik-Partikel in das jeweilige Nahrungsnetz gelangen können. Dies wiederum hängt direkt mit dem Polymer-Typ, dem Fragmentierungsgrad, der Größe der Partikel und deren Konzentration zusammen. Obwohl weltweit die Zahl der Studien im letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat, fehlen aber weiterhin standardisierte Methoden für die Extraktion, Detektion, Identifikation & Quantifizierung der Partikel (das „Äpfel und Birnen“ der erhobenen Daten). Gegenwärtig existieren daher keine Grenzwerte für die Belastung mit Mikroplastik, wie im Falle anderer Schadstoffe.
Gunnar Gerdts arbeitet seit nunmehr 30 Jahren am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar und Meeresforschung auf Helgoland. Er leitet dort die Arbeitsgruppe Mikrobielle Ökologie / Mikroplastik und ist an mehreren nationalen und internationalen Großprojekten zum Thema Mikroplastik in der Umwelt (u.A. JPI-O BASEMAN, JPI-O FACTS, FONA PLAWES) beteiligt.
Moderation: Professor Dr. Martin Meschede