Naturrecht, Völkerrecht, Gastrecht. Warum Migration zum politischen Problem geworden ist

In öffentlichen Debatten über Globalisierung erscheint die Welt jenseits der Staaten häufig als anarchisches Gebilde, das sich rechtlicher Regulierung und dem Einfluss der Regierungen der Staaten ganz oder weitgehend entzieht. So erscheint auch transnationale, insbesondere transkontinentale Migration als unbeherrschbar und deswegen bedrohlich. Im Rückblick über mehrere Jahrhunderte zeigt sich jedoch, dass diese Wahrnehmungen

von Migration im besonderen und zwischenstaatlichen Beziehungen im allgemeinen kein gegebener Zustand sind, sondern kultur- und epochenspezifisch. Der Vortrag rekonstruiert die heute fast vergessene Figur des Gastrechts als Regulativ für diejenigen Bereiche der zwischenstaatlichen Beziehungen, die durch das Handeln einzelner Personen geprägt werden, thematisiert den Aufstieg und Fall des Gastrechts als globales Regulativ und verknüpft es mit den Wandlungen des Umgangs mit Migration.

Harald Kleinschmidt war von 1989 bis 2015 Professor für Geschichte der internationalen Beziehungen an der Universität Tsukuba/Japan und von 1995 bis 2010 nebenamtlicher Professor an der Universität Tokyo. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: Die Legitimationsfalle. Universal-, Expansions- und Völkerrechtshistoriografie wird kolonialistische Ideologie (Zur Kritik der Geschichtsschreibung, 14), Gleichen: Muster-Schmidt 2015. Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden, Tübingen: Francke 2013. Diskriminierung durch Vertrag und Krieg. Zwischenstaatliche Verträge und der Begriff des Kolonialkriegs im 19. und frühen 20. Jahrhundert, München: Oldenbourg 2013.

Moderation: Dr. Christian Suhm


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