Friedrich Nietzsche versteht den Menschen mit all seinen sozialen und rationalen Vermögen als historisch wandelbares Wesen. Nietzsches Äußerungen über das Werden und Vergehen bestimmter menschlicher Eigenschaften und damit schließlich auch des Menschen sind geprägt von seiner Auseinandersetzung mit Darwins Evolutionstheorie und deren breiter gesellschaftlicher und philosophischer Diskussion im 19. Jahrhundert. Dies zeigt sich schon in Nietzsches Verwendung von Begriffen wie Vererbung und Zuchtwahl, vor allem aber in seiner Entwicklung einer genealogischen Methode. Der Vortrag rekonstruiert Nietzsches Bild von der historischen Natur des Menschen und diskutiert, inwiefern Nietzsche dem Darwinismus seiner Zeit anhängt und inwiefern er ihn kritisiert. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf dem Inhalt von Nietzsches Genealogie, sondern vielmehr auf der Entstehung der genealogischen Methode einerseits sowie den divergierenden Vorannahmen über die Natur des Menschen und deren ideologischem Kontext andererseits.
Rebekka Hufendiek arbeitet an der Schnittstelle von Philosophie des Geistes, Wissenschaftstheorie und philosophischer Anthropologie. Sie promovierte 2012 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über Emotionen, arbeitete als Postdoc in Fribourg und Basel und wird ab Oktober 2020 als Assistenzprofessorin an der Universität Bern ein Projekt mit dem Titel „Explaining Human Nature. Empirical and Ideological Dimensions“ leiten. Im akademischen Jahr 2019/20 ist sie Junior-Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.
Moderation: Professor Dr. Markus Wild