Die europäische Frühneuzeit gilt als ein Zeitalter, in dem es phasenweise gelang, den Krieg zu bändigen: Nach den Schrecken der Religions- und Bürgerkriege des 16. und 17. Jahrhunderts habe eine gewisse „Zähmung“ bzw. Regulierung eingesetzt. Kriegsgesetze seien ausformuliert und auch beachtet worden. Unwillige aber teure Söldnerheere oder auch aristokratische Standessolidarität hätten der Kriegführung weitere Grenzen gesetzt. Lediglich in Übersee habe es derlei Effekte nicht gegeben. Diese Sicht verkennt, dass auch die Kriege des Ancien régime den Regeln einer Ökonomie der Gewalt unterlagen, in der die Überschreitung der Grenzen des „Erlaubten“ stets eingepreist war, wenn denn die Effizienz dies erforderte. Es bedarf also einer Neubewertung.
Martin Wrede ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Grenoble. Nach Studium in Marburg, Nantes und Münster wurde er 2001 in Osnabrück promoviert („Das Reich und seine Feinde. Politische Feindbilder in der reichspatriotischen Publizistik“). 2009 habilitierte er sich an der Universität Gießen mit einer Arbeit zu Standeskultur und Autonomie des europäischen Hochadels („Ohne Furcht und Tadel – Für König und Vaterland“). Die Arbeit wurde ausgezeichnet u.a. mit dem Arenberg-Preis für allgemeine Geschichte (Brüssel 2010). 2015 erschien seine Biographie Ludwigs XIV. („Der Kriegsherr aus Versailles“). Im akademischen Jahr 2016/17 ist er Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg.
Moderation: Dr. Christian Suhm
„Over the Hills and Far Away ...” – Kulturen des Krieges in der Frühen Neuzeit
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