Politische Konvertiten gehören zu den unterschätzen Figuren des Zeitalters der Ideologien: Enttäuschte Jakobiner, die über die deutsche Romantik zum Konservativismus finden; französische und italienische Kommunisten, die in den Zwischenkriegsjahren maßgeblich die faschistischen Parteien und Bewegungen ihrer Zeit mitgründen; wiederum ex-Kommunisten und ex-Trotzkisten, die in den 1950er Jahren in elementarer Weise die ideologische Ausrichtung des US-amerikanischen Konservativismus prägen. In dem Vortrag wird erklärt, was politische und religiöse Konversionen verbindet und warum der Typus des Konvertiten oft ein Vorbote historische Umbrüche war.
Torben Lütjen hat Politikwissenschaft in Göttingen, Caen und Berkeley studiert. 2015 bis 2016 war er Direktor in Vertretung dss Instituts für Demokratieforschung an der Universität Göttingen. Von 2017 bis 2020 lehrte er als Professor für European Studies and Political Science an der Vanderbilt University in den USA, bis April 2021 vertrat er die Professur für Vergleichende Politikwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zuletzt erschien von ihm: Amerika im Kalten Bürgerkrieg. Wie ein Land seine Mitte verliert (Darmstadt 2020).
Moderation: Dr. Christian Suhm