Nackt unter Wölfen von Bruno Apitz, der erfolgreichste Roman, der jemals in der DDR erschienen ist, wird seit den 1990ern meist auf seine Funktion für die Erinnerungspolitik der DDR reduziert. Ohne diese kritische Dimension auszublenden, möchte ich ihn stärker hinsichtlich seiner künstlerischen Gestaltung lesen. Als besonderen Beitrag zur Lagerliteratur im Feld der gehobenen Lagerliteratur im Kontext des Sozialistischen Realismus werde ich ihn mit dem zweiten Bestseller der Lagerliteratur seiner Zeit, der Brücke am Kwai von Pierre Boulle, vergleichen.
Klaus-Michael Bogdal ist Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. Er hat den Chair der Bielefelder Norbert Elias-Lectures inne. Für sein Buch Europa erfindet die Zigeuner erhielt er 2013 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Er war Teil des Advisory Board des RomArchives für die Kulturstiftung des Bundes und Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus der Bundesregierung. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u. a. die Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, Gegenwartsliteratur, Literaturtheorie und Wissenschaftsgeschichte, Alteritätsforschung und die europäischen Dimensionen kulturhistorischer Entwicklungen.
Moderation: Professor Dr. Matthias N. Lorenz