Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine spielt die politische Rhetorik eine eminent wichtige Rolle. Auf dem medialen Schlachtfeld, auf dem dieser Krieg auch ausgefochten wird, fungieren die öffentlichen Reden von Vladimir Putin und Volodymyr Zelens’kyj als wirksames Medium der Erklärung und Legitimierung politischer und militärischer Handlungen. Der Vortrag fokussiert Putins Ukraine-Rhetorik: Er arbeitet ihre verschiedenen Argumentationsstränge (narrative, sachlogische und affektrhetorische) aus und zeigt ihre Entwicklung in den letzten zwei Jahren auf, von der Rhetorik einer „polizeilichen“ Operation zur Rhetorik eines dauerhaften Krieges.
Riccardo Nicolosi ist Professor für Slavische Philologie (Literaturwissenschaft) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er lehrte zuvor an den Universitäten Konstanz, Bonn und Bochum und war Visiting Professor an der University of California, Berkeley. Zu seinen Monographien zählen: Die Petersburg-Panegyrik. Russische Stadtliteratur im 18. Jahrhundert (2002); Degeneration erzählen. Literatur und Psychiatrie im Russland der 1880er und 1890er Jahre (2018). Seine aktuelle Projekte sind: Kontrafaktisches Erzählen in der Sowjetunion; Theorie und Praxis der Abenteuerliteratur in der frühen Sowjetunion; Postsowjetische politische Rhetorik. Im Sommersemester 2024 ist Riccardo Nicolosi Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.
Moderation: Professor Dr. Roman Dubasevych