‚romantisch‘ – ein berechtigter politischer Vorwurf?
Professor Dr. Hubertus Buchstein
Universität Greifswald
An der ‚Romantik‘ entzündete sich im 20. Jahrhundert vielfach scharfe und politische Kritik. Der Vortrag lässt zunächst vier dieser Kritikmuster kurz Revue passieren: die Einwände von rechtsradikaler Seite (am Beispiel Carl Schmitt), von linksliberaler Seite (Jürgen Habermas), von sozialdemokratischer Seite (Richard Löwenthal) und von kommunistischer Seite (Georg Lukács). Gegenüber diesen Einwänden soll unter Rückgriff auf alternative Romantikrezeptionen (John Stuart Mill) sowie neuere sozialphilosophische Arbeiten (u.a. von Charles Taylor und Hartmut Rosa) der ‚rationale Kern‘ der romantischen Kritik an der Moderne mit den sich daraus ergebenden politischen Konsequenzen skizziert werden.
Hubertus Buchstein ist seit 1998 Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Greifswald. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Politischen Ideengeschichte, zur Wissenschaftsgeschichte und zur Modernen Demokratietheorie.
Kritik der Romantik in Wissenschaft und Kultur
Professor Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann
Universität Greifswald
Die Utopie einer „Totalwissenschaft“ (Novalis) brachte um 1800 die Kritik an der Vereinzelung der Experimentalwissenschaften hervor. Nicht lange danach setzten sich die Experimentalwissenschaften zur Wehr, indem sie den spekulativen Unfug romantischer Naturphilosophen und ihrer Nachfolger anprangerten. Noch im 20. Jahrhundert rangen die beiden Strömungen miteinander. Die Anhänger „ganzheitlicher“ Auffassungen beklagten dabei schon früh die von der Industrialisierung ausgehende Zerstörung von Natur und traditionellen Lebensweisen, während die Gegner zusehends „Romantik“ als Abgrenzungsbegriff verwendet haben.
Thomas Stamm-Kuhlmann ist seit 1996 Professor für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit an der Universität Greifswald. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören vor allem die Geschichte Preußens und die Wissenschaftsgeschichte.
Moderation: Dr. Christian Suhm