Öffentliche Lesung mit Jovita Dermota (München / Wien) zum Reformationsjubiläum
Luther und die Welt im Umbruch sind kommunizierende Gefäße, ein extremer Mensch und eine extreme Zeit. Ein Netz von Briefen, in alle Welt und von aller Welt, über die zunehmend sich verschärfende Eigendynamik der Reformation, vermischt mit privaten Miniaturen: über die Träume Albrecht Dürers und das Reformationsgedicht „eine Wittenbergisch Nachtigall“, von dem Schuster und Dichter Hans Sachs; vom tragischen Ende von Thomas Münzer, einem einstigen Freund und Mitstreiter, der sich zunehmend fanatisiert auf die Seite der marodierenden Bauern stellt, während Luther einen wütenden Traktat gegen den Bauernaufstand verfasst. Von den süffisanten Kommentaren von Erasmus von Rotterdam anlässlich Luthers Hochzeit, bis zum Einfall der Türken: „Kopf ab vor Wien“ – die Weltgeschichte als Atempause für Luther und die drohende Auslieferung nach Rom. Vom aufgebrachten Mob vor der Klosterpforte in Nürnberg, der die Herausgabe der angeblich gefangenen Novizinnen fordert. Luther und die Juden, ein wahrhaft weites Feld; Luther, der seinem Sohn Märchen erzählt und mit seinen Gästen deutsche Lieder singt .… Fundstücke: ein Schnitt durch die Zeit, Querverbindungen, die den Riss sichtbar machen, der die Gesellschaft dramatisch spaltet und nachhaltig verändert.
Jovita Dermota lebt und arbeitet als Schauspielerin in München und Wien. Engagements führten sie an die Münchner Kammerspiele, das Schauspielhaus Zürich und das Residenztheater München. Sie entwickelte Soloproduktionen zu Persönlichkeiten wie Clara Schumann und Ingeborg Bachmann. 1999 erhielt sie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.
Moderation: Dr. Christian Suhm