Tyrannei des Leblosen: Über die prägende Kraft des Wohnens

Bei der Suche nach den Faktoren, die unser Selbst- und Weltverhältnis formen, wird ein naheliegendes Feld sozialer Praxis gern übersehen: Das Wohnen. Das war nicht immer so. Noch vor hundert Jahren, im Zuge der öffentlichen Debatten um die Architektur der Moderne, wurde über die Frage, wie der Mensch zu wohnen habe, erbittert gestritten. Der Furor, mit dem diese Auseinandersetzungen geführt wurden – sie dauerten bis in die 1960er Jahre an –, wirkt in der Rückschau befremdlich. Schließlich haben wir uns daran gewöhnt, Wohnen als Privatsache, und die damit verbundenen Gestaltungsfragen als Geschmacksangelegenheit zu betrachten. Damit entgeht uns allerdings die entscheidende Pointe des damaligen Kulturkampfes: Die keineswegs überholte Einsicht nämlich, dass dem Akt des Einrichtens auch ein Moment der Selbstgestaltung und damit der Anspruch auf Verbindlichkeit innewohnt.

Christian Demand hat Philosophie und Politikwissenschaft studiert und die Deutsche Journalistenschule absolviert. Er war als Musiker und Komponist tätig und später als Hörfunkjournalist beim Bayerischen Rundfunk. Nach der Promotion und Habilitation in Philosophie unterrichtete er zunächst als Gastprofessor für philosophische Ästhetik an der Universität für angewandte Kunst Wien. Von 2006 bis 2012 bekleidete er die Professur für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seit 2012 arbeitet er als Herausgeber der Zeitschrift Merkur.

Moderation: Dr. Christian Suhm


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