Sounds und Bytes. Überlegungen zur Präsenz Gottes im 21. Jahrhundert

Digitale Coronagebete flattern durchs Netz wie buddhistische Gebetsfahnen im Wind. Einen Segen kann man sich beim digitalen Segensroboter abholen. Informatiker, die mit Kirche nichts am Hut haben, staunen über die Göttlichkeit, die aus ihren digitalen Kreaturen springt. Offenbar tritt die religiöse Erfahrung nach Jahrhunderten der Säkularisierung und der Entkirchlichung mit der Digitalisierung in eine neue Phase ein. Das erfordert eine Neubestimmung von Religion. Die innere Medialität, die der Religion seit den alten Kulturen an Euphrat und Nil eigen war, tritt hervor. Damit ist, wie die Medientheorie beschrieb, auch ein genuin sonischer Charakter der digitalen Technologie verbunden. An aktuellen Beispielen zeigt Bayreuther auf, wie die Digitalisierung das gesamte religiöse Klanggeschehen von ihrem Kern her transformiert.

Rainer Bayreuther studierte Musikwissenschaft, Philosophie und evangelische Theologie in Heidelberg. Er lehrte u. a. am Zentrum Musik-Design-Performance Trossingen und als Gastprofessor am Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien Lüneburg. Im akademischen Jahr 2008/09 legte er als Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg eine Theorie der religiösen Musik vor. Dieses Thema, nun unter Einbezug der Digitalisierung, zieht sich bis in seine aktuellen Bücher (Der Sound Gottes, 2021; Der digitale Gott, 2022) und Projekte.

Moderation: Professor Dr. Matthias Schneider

anschließend um 20.00 Uhr Konzert im Dom St. Nikolai:
Jenseits der Avantgarde: Aufbrüche in der Orgelmusik
Orgelkonzert mit Prof. Dr. Matthias Schneider, Greifswald

 


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