Die Bibel ist ein Geschichtenbuch. Man liest in ihr von den Ursprüngen des menschlichen Lebens und der menschlichen Kultur, von Verfehlungen und Hoffnungen, von Liebe und Hass, von Familiendramen, Abenteuern oder Kriegszügen, von außergewöhnlichen Männern und Frauen, von der Brüchigkeit des Lebens – und von Gott, der zu den Menschen in Beziehung tritt. Viele dieser Erzählungen gehören längst zu den Perlen der Weltliteratur. Sie sind immer wieder nacherzählt, modifiziert und fortgeschrieben worden – ein Prozess, der schon im 1. Jh. n. Chr. beginnt, fortan alle Kulturen und Sprachen der jüd.-christl. Welt erfasst und schließlich im hohen Mittelalter zu seiner größten Blüte gelangt. Der Begriff „Historienbibel“ fungiert dabei als eine Art Oberbegriff, der diese weitläufige, an die Bibel anschließende Prosa unter einem Dach zusammenfassen soll. Was es dabei an Gemeinsamkeiten wie Besonderheiten gibt – in diese Thematik möchte der Vortrag einführen.
Christfried Böttrich studierte in Leipzig Evangelische Theologie. Seit 2003 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört vor allem die Literatur des frühen Judentums und deren Rezeption, namentlich in den byzantinisch-kirchenslavischen Überlieferungen des christlichen Ostens.
Moderation: Dr. Sabine Fahl