Im Vortrag wird die These vorgestellt, dass der Begriff der Klassik kein normativer Epochen- oder Stilbegriff ist, sondern ein Rezeptionsphänomen, das sich über seine Funktionalität definiert. Klassiker sind demzufolge nicht überzeitlich und unhinterfragt gültig, sondern müssen Antworten auf je aktuelle Problemkonstellationen liefern. Auf welche Weise Klassiker diese Aufgabe erfüllen können, welche Mechanismen der Klassikkonstruktion, -rezeption und -tradierung dabei greifen und wie die Phänomene mit aktuellen Diskurskonstellationen in eine Wechselwirkung treten, wird im Vortrag anhand von Goethes Erlkönig veranschaulicht.
Paula Wojcik ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Geschäftsführerin des Forschungszentrums „Laboratorium Aufklärung“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie hat in Bremen Germanistik und Philosophie studiert und promovierte in Warschau, Los Angeles und Jena zur Demontage antisemitischer Stereotype in der Gegenwartsliteratur. Von 2014 bis 2017 hat sie die Nachwuchsgruppe „Klassik-Popularität-Krise“ geleitet, aus der ihr aktuelles Habilitationsprojekt „Wozu Klassiker? Transkulturelle Grundlegung einer funktionalen Klassiktheorie“ hervorgeht. Im Studienjahr 2017/2018 ist sie Junior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.
Moderation: Dr. Christian Suhm