Zwischen Friedensnobelpreis und Abschottungspolitik. Die Europäische Union auf der Suche nach ihrer Identität in Zeiten globaler Migration

Als die Europäische Union 2012 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, war die Erinnerung an die Inspiration des europäischen Friedensprojekts schon in weite Ferne gerückt. Im Mittelmeer gab es spätestens ab 2013 Anzeichen für einen Migrationsdruck, auf den weder die betroffenen Erstaufnahmeländer noch die anderen Mitglieder der Union angemessen vorbereitet waren. Das historisch belastete Bild von der „Festung Europa" wurde verwendet, um den Widerspruch zwischen Menschrechtsanspruch und Grenzsicherung zu markieren. Mit der Zuspitzung der Krise 2015 geritten parteipolitische Machtstrukturen ins Wanken. Die Nobelpreis-Aura war endgültig verblasst. Wofür steht heute Europa als auf Werten gegründete Rechtsgemeinschaft?

Walter Lesch studierte Philosophie, Katholische Theologie und Romanistik in Münster, Fribourg, Jerusalem und Tübingen. Von 1988 bis 1999 war er zunächst als Assistent, dann als Forscher des Schweizerischen Nationalfonds und mit verschiedenen Lehraufträgen an der Universität Fribourg/Schweiz tätig. Seit 1999 ist er Professor für Ethik (Moralphilosophie und christliche Sozialethik) an der Université catholique de Louvain in Louvain-la-Neuve/Belgien. Zu seinen Schwerpunkten in Forschung und Lehre gehören Grundfragen der Ethik, Migration und Asyl, Religionen und Öffentlichkeit und normative Fragen der europäischen Integration.

Moderation: Dr. Knud Henrik Boysen


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