In seinem Vortrag befasst sich Finkelstein mit dem nördlichen Königreich Israel. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Ergebnissen der Ausgrabungen an einem der bedeutendsten Forschungsstätten des Nahen Ostens, dem Ort Megiddo. Aufmerksamkeit erhielt der Ort mit dem Aufstieg des Reiches Israel, der Periode der Omriden-Dynastie und der Zeit Jerobeams II. Die Archäologie beleuchtet die materielle Kultur und Geschichte dieser Phasen sowie die biblischen Texte, die den Norden und seine Menschen widerspiegeln. Israel Finkelstein hat sich besonders durch die Ausgrabungen in Megiddo einen Namen gemacht. Durch seine These der „low chronology“, regte er die gesamte Forscherwelt dazu an, neue Synthesen zu finden. Sie befasst sich mit der Datierung archäologischer Spuren in die Zeit Davids und Salomos, die nicht mit dem in der Bibel beschriebenen Großreich zusammenpassen.
Israel Finkelstein ist Professor für Archäologie an der Universität Tel Aviv, Mitglied der Israel Academy of Sciences and Humanities. Er lehrte an der Universität von Chicago und der Sorbonne und verbrachte Forschungsjahre an der Harvard und der Hebräischen Universität. In Deutschland wurde Finkelstein insbesondere durch seine Bestseller „Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel“ und „David und Salomo. Archäologen entschlüsseln einen Mythos“ bekannt.
Während seines Aufenthalts wird Finkelstein einen weiteren Punkt der jüdischen Kultur in Greifswald besuchen können: Prof. Dr. Stefan Beyerle (Lehrstuhl Altes Testament) und Prof. Dr. Daniel Stein Kokin (Lehrstuhl Jüdische Literatur und Kultur) führen ihn durch die Gustaf-Dalman-Sammlung. Diese dokumentiert auf europaweit einmalige Weise das von Bauern und Hirten geprägte Palästina, wie es heute nicht mehr existiert. Schon vor dem Ersten Weltkrieg trug der deutsche Theologe Gustaf Dalman (1855-1941) zusammen, was für ihn das Land der Bibel ausmachte. So verfügt das nach ihm benannte Institut über Gesteins- und Pflanzenproben, Haus- und Ackergeräte, Keramiken, archäologische Kleinfunde, Land- und Reliefkarten, eine Bibliothek mit rund 5.000 Bänden und rund 20.000 historische Fotografien. Das Dalman-Institut ist an der Theologischen Fakultät u. a. mit eigenen Lehrveranstaltungen vertreten, engagiert sich in verschiedenen überregionalen Forschungsprojekten und dient als Anlaufpunkt für wissenschaftliche Rechercheanfragen vor allem aus Amerika, England und Israel. Aus der laufenden Digitalisierungsarbeit heraus konnten bereits rund 6.300 Artefakte der Sammlung online zugänglich gemacht werden.
Seit 2011 organisiert das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald zusammen mit dem Gustaf-Dalman-Institut der Universität Greifswald die Dalman-Lectures, die regelmäßig international renommierte Forscher nach Greifswald führen.
Veranstaltungsort:
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
Martin-Luther-Straße 14
17489 Greifswald
Telefon +49 (0) 3834 86-19001
Telefax +49 (0) 3834 86-19005