Das von der Bundesregierung im Jahr 2010 beschlossene "Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung" verlangt einen grundlegenden Umbau der deutschen Energieversorgung. Als Alternative zum schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie soll bis zum Jahr 2050 der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 60% steigen. Im gleichen Zeitraum sollen 80% der jährlichen Treibhausgasemissionen gegenüber dem Jahr 1990 eingespart werden. Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien stellt Deutschland vor gewaltige Herausforderungen.
Neben Gas und Wärme wird Energie vor allem als Elektroenergie verteilt. Neue Techniken zur effizienten Energieumwandlung müssen entwickelt werden. Strom von einer Vielzahl kleinerer und mittlerer Anlagen muss koordiniert in das Netz eingespeist und zu den Verbrauchern transportiert werden. Die großen überregionalen Übertragungs- und Verteilnetze müssen ausgebaut werden, um Windkraft aus dem Norden zu den Verbrauchern in den Süden zu transportieren. Darüber hinaus steht Strom aus erneuerbaren Energien nicht immer bedarfsgerecht zur Verfügung. Die großtechnische Speicherung von Elektroenergie ist aber ein noch weitgehend ungelöstes Problem.
Ganz gleich, ob es um die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie geht, um neue Jobs in Forschung und Entwicklung, um Vorbehalte gegen eine „Verspargelung“ der Landschaft oder ganz einfach um die private Stromrechnung: die Energiewende ist von gesamtgesellschaftlicher Relevanz. In einer Reihe mit sechs öffentlichen Abendvorträgen von ausgewiesenen Experten wird sich das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald im Wintersemester 2014/15 dem Thema Elektroenergie widmen. Vor dem Hintergrund einer mittelfristigen Perspektive soll hinterfragt werden, wie sich die Erzeugung und Nutzung von Elektroenergie in Deutschland bis zum Jahr 2050 entwickeln könnte. Dabei werden folgende zentrale Fragen behandelt: Welche Optionen der Energieerzeugung und Energiespeicherung haben wir in Deutschland? Werden uns zukünftige intelligente Stromnetze eine stabile Energieversorgung garantieren? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen kann ein Ausbau der Elektromobilität haben? Was sind die spezifischen regionalen Herausforderungen in Mecklenburg-Vorpommern?
Konzeption: Dr. Rainer Cramm (Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald) und Prof. Dr. Friedrich Wagner (Max-Planck Institut für Plasmaphysik, Greifswald )