Dass der beschränkte Zugang zu medizinischen Versorgungsleistungen langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit im Lebenslauf hat, ist allgemein bekannt – ganz besonders für Kinder und Jugendliche. Doch wie können junge Menschen für Gesundheitsthemen sensibilisiert werden, damit Gesundheitsversorgung auch häufiger von ihnen genutzt und eingefordert wird? Diese und andere Fragen werden auf dem international besetzten Symposium „Quality of Life and Participation in Young People with Chronic Physical and Mental Health Conditions and Disabilities“ in Greifswald unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Silke Schmidt (Greifswald) und Professor Dr. Ute Thyen (Lübeck) diskutiert.
Heranwachsende befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen wachsenden Autonomiebedürfnissen und ihrem Vertrauen-Wollen in die sie begleitenden Erwachsenen. Erst in den letzten Jahren hat sich ein stärkeres Bewusstsein für die Mitbestimmungs- und Partizipationsrechte von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Die von Deutschland 1992 unterzeichnete UN-Kinderrechtskonvention beinhaltet das Recht von Kindern aller Altersstufen, dass der eigene Wille berücksichtigt wird und sie in allen Angelegenheiten ihre Meinung frei äußern dürfen. Studien zeigen, dass Behandlungen und langfristige Therapieerfolge in erster Linie von der Motivation, der Mitwirkung und der Integration der eigenständigen Lebensführung der einzelnen Patienten abhängig sind. Auch in der Gruppe der jungen Erwachsenen (15 bis 24 Jahre) bestimmen neben der Ursprungsfamilie weitere Einflussfaktoren wie Gleichaltrige, das Geschlecht, der kulturelle Kontext und Lebensstil das Verständnis von Gesundheitsthemen. Dies sind gemeinsame Entwicklungsaufgaben aller jungen Menschen, allerdings kann die Bewältigung durch zusätzliche Belastungen wie etwa eine chronische körperliche oder seelische Gesundheitsstörung oder Behinderung eingeschränkt werden. Es stellt sich die Frage, wie etablierte Therapieverfahren und Betreuungssettings angemessen auf die Bedarfe von Jugendlichen zugeschnitten und wie die hohen individuellen wie auch volkswirtschaftlichen Folgekosten unbehandelter früher seelischer Störungen eingedämmt werden können.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald kofinanzierten Symposium bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden und Deutschland am 15. und 16. Februar 2018 im Krupp-Kolleg zum internationalen Austausch und zur weiteren Vernetzung zusammen. Während eines öffentlichen Abendvortrages in deutscher Sprache wird Professor Dr. Claudia Wiesemann von der Universitätsmedizin Göttingen auch Autonomie und Paternalismus im Hinblick auf die Befähigungen der Jugendlichen, selbstverantwortlich medizinische Entscheidungen zu treffen, weiter beleuchten. Der Abendvortrag steht allen Zuhörern offen, für die Teilnahme an der Tagung ist eine Anmeldung unter www.wiko-greifswald.de notwendig.
Wissenschaftliche Leitung:
Professor Dr. Silke Schmidt
Universität Greifswald, Lehrstuhl Gesundheit und Prävention, Institut für Psychologie
Robert-Blum-Str. 13, 17487 Greifswald
Professor Dr. Ute Thyen
Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lübeck
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
Informationen zur Tagung:
Rebecca Herda M. A.
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
17487 Greifswald
Telefon: +49 3834 420 - 5021
Telefax: +49 3834 420 - 5005
E-Mail: rebecca.herda@wiko-greifswald.de