AUSFALL! Medizingeschichte: ein alter Hut? / Zweifel und Unsicherheit im ärztlichen Handeln

Die Doppeltagung verfolgt übergreifend das Ziel, Schnittstellen der institutionell häufig verbundenen doch inhaltlich oft getrennten Disziplinen Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin aufzuzeigen und Sichtweisen aus Theorie und Praxis zusammenzuführen. Im ersten Teil der Tagung möchten wir die Bedeutung der Medizingeschichte für die Gegenwart und Zukunft der modernen Medizin sowie das fachliche und institutionelle Verhältnis der Medizingeschichte zur Ethik und Theorie der Medizin diskutieren. Ausgangspunkt für die im ersten Tagungsteil aufgeworfene Frage war die Wahrnehmung, dass eine professionelle Medizingeschichte und die mit ihr eng verbundene medizinhistorische Museologie an den Hochschulen sowohl institutionell als auch personell immer mehr an den Rand gedrängt werden. Vielfach finden sie lediglich als Ornament zur Ausschmückung besonderer Jubiläen stärkere Beachtung. Ziel ist es, zu zeigen, dass Medizingeschichte und medizinhistorische Museologie deutlich mehr leisten können.
Im zweiten Teil geht es darum, Herausforderungen und Strategien im Umgang mit Zweifel und Unsicherheit im ärztlichen Handeln aufzuzeigen sowie Möglichkeiten zu erörtern, wie ärztliche Zweifel in der klinischen Praxis z.B. gegenüber Patient*innen, Kolleg*innen und Studierenden kommuniziert werden können. Wir möchten die Fähigkeit zum offenen Umgang mit Zweifeln und Unsicherheiten nicht zuletzt als eine besondere Tugend handelnder Ärztinnen und Ärzte verstehen. Daher gilt es, die positiven Potenziale von Zweifel und Unsicherheit im Sinne einer Korrektivfunktion auszuloten und sie weniger zu Lastern und Mängeln zu stilisieren.

Die Veranstaltung wurde von der Ärztekammer M-V zertifiziert. Es können bis zu 13 Fortbildungspunkte anerkannt werden.

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Hartmut Bettin, Charlotte Gauckler M. A., Sebastian Laacke M. A., Professor Dr. Micha H. Werner (alle Greifswald)

Programm Donnerstag, 25. November 2021

Teil I: Medizingeschichte - ein alter Hut?

13.00 Uhr – 13.15 Uhr
Begrüßung und Einführung durch die wissenschaftliche Leitung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs und die Tagungsleitung
13.15 Uhr – 14.00 Uhr
„Im Mittelpunkt steht der Mensch“!? Einblicke in den Gesundheitsalltag der DDR
Jenny Linek (Greifswald)
Moderation: Hartmut Bettin
14.00 Uhr – 14.45 Uhr
Traditionspflege als Auftrag und Verpflichtung: Aspekte der Medizinge-schichtsschreibung in der DDR
Florian Bruns (Berlin)
Moderation: Hartmut Bettin
14.45 Uhr – 15.15 Uhr
Kaffeepause
15.15 Uhr – 16.00 Uhr
Dinge und ihre Spuren. Zum Umgang mit medizinischen Objekten als historische Quellen
Thomas Schnalke (Berlin)
Moderation: Sebastian Laacke
16.00 Uhr – 16.45 Uhr
Vom Wert der Medizingeschichte in Pandemiezeiten
Hartmut Bettin (Greifswald)
Moderation: Sebastian Laacke

18.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag
Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin – ihre Bedeutung für Arzt, Patient und Gesellschaft
Dietrich von Engelhardt (Lübeck / Karlsruhe)
Grußwort: Rektorin Professorin Dr. Katharina Riedel
Moderation: Hartmut Bettin

19:30 Speakers‘ Dinner

Programm Freitag, 26. November 2021
Teil II: Zweifel und Unsicherheit im ärztlichen Handeln

9.00 Uhr – 9.15 Uhr
Begrüßung und Einführung durch die Tagungsleitung
9.15 Uhr – 10.30 Uhr
Keynote Lecture
Die Strukturen der ärztlichen Handlung und die Antwort der Ethik

Urban Wiesing (Tübingen)
Moderation: Christian Suhm
10.30 Uhr – 11.00 Uhr
Kaffeepause

11.00 Uhr – 12.00 Uhr
Eine Frage der Ethik: Die Kommunikation von Risiko und Unsicherheit
Odette Wegwarth (Berlin)
Moderation: Sebastian Laacke
12.00 Uhr – 13.00 Uhr
Mittagspause
13.00 Uhr – 14.00 Uhr
Patientenpartizipation – ein Weg zur Verringerung von Entscheidungsunsicherheit im ärztlichen Handeln?
Hans-Joachim Hannich (Greifswald)
Moderation: Charlotte Gauckler
14.00 Uhr – 14.30 Uhr
Kaffeepause
14.30 Uhr – 15.30 Uhr
In dubio pro vita – oder doch nicht?
Maria Zach (Wolgast / Greifswald)
Ärztliche Zweifel – Können, dürfen, müssen sie sein?
Karoline Ehlert (Greifswald)
Moderation: Micha H. Werner
15.30 Uhr – 16.00 Uhr
Abschlussdiskussion

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