Wie lehrt man Niederdeutsch? Internationale Fachtagung in Greifswald untersucht, wie der sprachvermittelnde Unterricht gestaltet werden kann

Niederdeutschunterricht als Theaterstück im Klassenzimmer (Foto: Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin)

Laut einer Umfrage des Instituts für niederdeutsche Sprache Bremen aus dem Jahr 2016 sprechen sich in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 80 Prozent der Befragten dafür aus, dass mehr für die Förderung der niederdeutschen Sprache getan werden soll. Die Mehrheit der Befragten sieht dabei die Schulen als Hauptakteur in der Sprachvermittlung, gefolgt von den Kindergärten.

In den Grundschulen Mecklenburg-Vorpommerns wird Niederdeutsch im Rahmen des Deutsch-, Musik- oder Sachunterrichtes vermittelt. Eine gewisse Anzahl von Grundschulen bietet Niederdeutschlernen auch als Unterricht im Rahmen der Ganztagsschule oder als Ersatzunterricht an. Im Bereich der weiterführenden Schulen konnten Schülerinnen und Schüler bisher jedoch nur im Wahlpflichtunterricht Niederdeutsch belegen. Das entsprach nicht den Verpflichtungen des Landes, die es mit der Ratifizierung der „Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ 1999 eingegangen war, nämlich einen systematischen Spracherwerb und somit eine geregelte Sprachweitergabe zu sichern. Mit dem Schuljahr 2017/2018 nahmen daher sechs Profilschulen ihre Arbeit auf, an denen Plattdeutsch bis zum Abitur als zweite Fremdsprache gelehrt wird. Mehr als 600 Schülerinnen und Schüler befinden sich damit momentan auf dem Weg zum so genannten „Plattinum“. Ein Rahmenplan für die Sekundarstufe II und die Gymnasiale Oberstufe wurde ebenfalls 2017 verabschiedet. Die Absicht dabei ist, Niederdeutsch nicht nur zu konservieren, sondern als Brückensprache in den skandinavischen Sprachraum, zum Niederländischen und nicht zuletzt zur ersten Fremdsprache Englisch zu vermitteln. Ziel der Tagung ist es nun, Bundesländer- und Institutionsgrenzen zu überschreiten, einen interdisziplinären Dialog anzuregen und Konzepte zur wissenschaftlich fundierten Fachentwicklung zu entwerfen und sowohl an Studierende sowie Referendare als auch an bereits tätige Lehrerinnen und Lehrer weiterzugeben.

Neben Referenten aus dem ganzen norddeutschen Raum wird auch Jana Schulz vom Sorbischen Institut Bautzen Erfahrungen in der Vermittlung einer Minderheitensprache präsentieren. Ismael Tressmann aus Santa Maria de Jetibá, Brasilien, referiert über die Schwierigkeiten bei der Wörterbucherstellung des Pomerano. Ein weiterer Höhepunkt wird die Aufführung des Klassenzimmerstücks „Hannes, der kann es!“ mit dem Ensemble der Fritz-Reuter-Bühne Schwerin sein.

Die Tagung findet in den Räumen des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald statt und wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen. Für Lehrerinnen und Lehrer aus Mecklenburg-Vorpommern kann die Tagung als Fortbildung anerkannt werden. Weiterhin richtet sich das Programm an interessierte WissenschaftlerInnen und Studierende. Anmeldungen sind bis zum 30. März 2018 möglich unter www.wiko-greifswald.de/anmeldung

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Birte Arendt (Universität Greifswald),
Robert Langhanke M. A. (Universität Flensburg),
Dipl.-Kult. Ulrike Stern (Universität Greifswald)

Informationen zur Tagung: Anna Lena Klatt M. A.
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald, 17487 Greifswald
Telefon: +49 3834 420–5026, Telefax: +49 3834 420–5005
E–Mail: annalena.klattwiko–greifswaldde
www.wiko-greifswald.de

Veranstaltungsort: Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
Martin-Luther-Straße 14, 17489 Greifswald