Der sozial und politisch bedeutsame religiöse Dissens war nicht nur für westeuropäische und US-amerikanische Gesellschaften charakteristisch. Abweichler von der Russisch-Orthodoxen Kirche machten am Ende des 19. Jahrhunderts ca. zehn Prozent der Bevölkerung Russlands aus. Das Projekt nähert sich diesem Phänomen aus einer sozialgeschichtlichen und praxeologischen Perspektive und versteht dieses als einen sozialen Emanzipations- und Pluralisierungsprozess. Da religiöse Dissidenten in Russland keine ausgeprägte Schriftkultur entwickelt haben, widmet sich das Projekt religiös motivierten sozialen Praktiken, die auf fünf Handlungsebenen analysiert werden: Flucht und Migration, Körperpraktiken, Wirtschaftspraktiken, Kriegsdienstverweigerung, und gesellschaftsstabilisierende Normbildung. Die Studie leistet damit einen wichtigen Beitrag zu der immer noch defizitären Forschung zur Freiheitsgeschichte in Russland.
2 Minuten mit Dr. Agnieszka Zaganczyk-Neufeld
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