2 Minuten mit Professorin Dr. Gudrun Heidemann

Videomitschnitt

Wie können Zeitzeugnisse ausgerecht im als Fiktionsmedium geltenden Comic bewahrt werden? Von dieser Frage ausgehend widmet sich mein Projekt testimonialen Strategien in Comics über regimegeprägte (Familien-)Geschichten. Kombiniert werden narratologische Vorgehensweisen mit Fragen nach dem grafisch-materiellen Zeugnispotential. Hierbei wird die handwerkliche Prägung von Comics als Folgeerscheinung der literarischen Digitalisierung aufgefasst, deren Techniken ebenso aufgegriffen wie unterwandert werden. Im Kontrast hierzu steht das fotografisch wie filmisch geprägte Bildgedächtnis von Kriegsenkel:innen, die in Distanz zu den Ereignissen, oft aber in emotionaler Nähe zur schwindenden Erlebnisgeneration stehen. Deren Opfer- oder Täter:innen-Erbe erweist die ‚gezeichneten Geschichte(n)‘ als mehrfach verstandene Belastung, was gerade die transgenerationale und -nationale Vergegenwärtigung samt Paratexten wie Interviews oder Zeitungsberichte hervorbringt. Die Nachgeneration tendiert zu einem Zeugen im Comic, das eine Dynamik ‚aufzeichnet‘, die auf ge- und erfundene Lücken im (Familien)Gedächtnis zurückgeht. Ziel ist es darzulegen, inwiefern der Comic als Zeugnis von seiner simultanen Multiperspektivität und Vielstimmigkeit profitiert, in der sich Generationen und Nationen in ihren Geschichtsbildern und -narrativen überschneiden.

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